Ratgeber für den Kauf gebrauchter Kameras
02.08.2021High-End-Schnäppchen für Fotografen
Die Einkaufsliste von Fotografen ist lang! Sie reicht von der eigentlichen Kamera – dem "Body" – über Objektive bis hin zu Stativ, Rucksack, Filter und vieles mehr. Mit Secondhand-Waren lässt sich hier viel Geld sparen. Das wissen sogar die Profis, die sich vor allem bei der Anschaffung von kostspieligen Objektiven gerne auf dem Gebrauchtwarenmarkt umschauen. Warum auch nicht? Gepflegte High-End-Kameras und Objektive stehen der Neuware oft in nichts nach.
Die Grundsatzfrage: DSLR oder System?
DSLR-Kameras arbeiten wie die analogen Spiegelreflexkameras mit einem Spiegel, der sich bewegt. Systemkameras arbeiten rein digital, sind spiegelfrei und deshalb leichter. Wer auf schwere Fotorucksäcke verzichten möchte und vielleicht sogar an Dronenfotografie denkt, sollte nach einer Systemkamera Ausschau halten.

DSLR-Kameras haben dagegen dank der großen Auswahl an Objektiven wesentlich mehr Möglichkeiten. Außerdem ist der Autofokus bei Systemkameras auch heute noch um einiges langsamer. Das erschwert die Tier- und Sportfotografie. Wer jedoch hauptsächlich mit Portraits, Landschaft und Makro arbeiten möchte, ist mit einer leichten Systemkamera gut beraten.
Die Frage nach dem Alter
Kameras dürfen gerne alt werden, denn das Herstellungsjahr sagt nur wenig über die Qualität des Geräts aus. Wesentlich wichtiger ist die Zahl der Auslösungen. Hier kann man Kameras durchaus mit Autos vergleichen, bei denen der Kilometerstand ebenfalls wichtiger als das Baujahr ist. Bei DSLR-Kameras kann man die Anzahl der Auslösungen über die EXIF-Datei eines Fotos einsehen. Man schätzt, dass DSLR-Kameras eine Lebenserwartung von rund 100.000 Auslösungen haben. Sehr hochwertige Profi-Kameras überleben aber auch 400.000 Auslösungen!

Welcher Sensor?
Die Angaben zum Sensor sind von Produzent zu Produzent unterschiedlich und können jeden Einsteiger verwirren. Dabei sollte man vor allem eines beachten: Profis fotografieren ausschließlich im Vollformat, einer Größe, die dem 35-mm-Analogfilm entspricht. Besonders preisgünstige semiprofessionelle Kameras verwenden jedoch oft APS-C-oder DX-Sensoren, die etwas kleiner als das bekannte Kleinbild-Format sind. Leider sind vor allem Objektive für Vollformat-Kameras wesentlich teurer als Objektive für APS-C/DX-Kameras. Allerding geht man davon aus, dass die Qualität der Fotos bei Vollformat-Sensoren auch grundlegend besser ist. Der Grund liegt auf der Hand: Desto größer der Sensor ist, desto mehr Licht kann einfallen. Die Fotos werden klarer und schärfer, während das befürchtete Bildrauschen sinkt.
Was muss meine Kamera können?
Hochwertige Vollformat-Kameras bieten ein breites Spektrum an technischen Highlights. Bei Kameras mit APS-C oder DX-Sensoren ist das Angebot etwas kleiner. Allerdings haben alle Hersteller gewaltig nachgeholt und inzwischen Kameras auf den Markt gebracht, die den Profi-Geräten kaum noch nachstehen. Manche Kameras bieten häufig auch Funktionen, die man gar nicht benötigt. Wer weiß, auf was er problemlos verzichten kann, spart auf jeden Fall Geld! Deshalb sollte man vor dem Kauf folgende Punkte unter die Lupe nehmen.
- Wie schnell ist der Autofokus?
- Wie hoch ist die höchste ISO-Einstellung?
- Benötige ich WLAN an meiner Kamera?
- Benötige ich ein schwenkbares Display?
- Benötige ich GPS?
Tier- und Sportfotografen legen natürlich Wert auf einen schnellen Autofokus. Hohe ISO-Werte sind wichtig für alle, die in der Nacht oder bei Dämmerung fotografieren wollen. WLAN ist unentbehrlich für alle, die ihre Werke sofort auf den sozialen Netzwerken zeigen wollen. Ein schwenkbares Display ist in der Makro-Fotografie ausgesprochen praktisch, ansonsten aber eher eine Spielerei. GPS ist für Reisefotografen interessant, für alle anderen jedoch eigentlich überflüssig.
Wer vor dem Kauf seine eigenen Bedürfnisse genau analysiert, kann viel Geld sparen. Viele hochwertige Modelle namhafter Hersteller wie Nikon, Canon oder Sony hatten bis vor vier Jahren noch kein WLAN oder GPS und können deshalb nun gebraucht preiswert erworben werden. Übrigens: Wer auch Videos drehen möchte, sollte Modelle ins Auge fassen, die nach 2013 auf dem Markt gekommen sind. Sie bieten (fast) alle die Möglichkeit für hochwertige HD-Aufzeichnungen.
Das Objektiv – die Seele der Kamera
Die beste Kamera nützt nichts, wenn der Fotograf mit einem minderwertigen Objektiv arbeitet. Viele Profi-Fotografen sparen sogar lieber am Body und investieren ihr Geld in hochwertige Objektive. Die Auswahl an Objektiven ist so groß, dass sich der Aufbau einer Objektivsammlung über viele Jahre hinziehen kann. Hochwertige Objekte besitzen heute einen Bildstabilisator und die Möglichkeit, den Autofokus ein- oder auszuschalten. Wichtig sind außerdem die Lichtempfindlichkeit und die Naheinstellungsgrenze. Natürlich spielt auch das Gewicht eine große Rolle. Objektive für Systemkameras wiegen meist zwischen 100 und 200 Gramm. DSLR-Objektive sind im Vergleich dazu echte Schwergewichtler und wiegen häufig mehr als 600 Gramm.
Gebrauchte Objektive sollten vor allem auf der Frontlinse keine Kratzer oder Schäden aufweisen. Die Blende muss sich leicht bewegen lassen und frei von Staub sein. Bei älteren Objektiven kann der Autofokus schwächeln, außerdem kann die Gummierung am Einsatzring winzige Risse aufweisen. All das sollte vor einem Kauf genau überprüft werden!
Folgende Objektive sind perfekt für den Einstieg:
- Allround-Objektiv mit 18 bis 270/300 Millimeter für Reisen, Tiere und Landschaften
- Festbrennweite mit 50 oder 110 Millimeter für Makros und Portraits
- Weitwinkel mit 10 bis 20 Millimeter für Landschaften und Architektur
Stative und anderes Zubehör
Viele Fotografen schwören auf die Arbeit mit dem Stativ. Es ermöglicht lange Auslösezeiten und garantiert auch bei schlechteren Lichtverhältnissen scharfe Aufnahmen.

Schnäppchenalarm
Folgende Kameras gehören zu den besten auf dem Markt und sind gebraucht oft erstaunlich günstig. Der Grund: Häufig kaufen sich Hobbyfotografen eine teure Kamera, haben dann aber doch zu wenig Zeit oder scheitern an der Technik.
- Nikon D610 – eine Vollformatkamera, die preisgünstiger als die berühmte D750 ist. Sie besitzt den gleichen hochwertigen Sensor, aber kein schwenkbares Display und kein WLAN.
- Nikon D500 – eine DX-Format-Kamera (Kleinbild) mit Ultra-HD-Video
- Canon EOS 6D – eine Vollformatkamera mit GPS und WLAN (seit 2013 auf dem Markt)
- Canon EOS M10 – eine Systemkamera mit reichem Zubehör
- Sony Alpha 5000 – eine leichte Systemkamera mit Schwenkdisplay
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